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Dienstag, 2. November 2010

Des Schweizers heilige Kuh

Dass die Bauern nicht übermässig viel Freude an den Agrar-Freihandelsabkommen mit der EU - bzw. den Gesprächen darüber - haben, kann ich nachvollziehen. Wer ist schon begeistert, wenn es ans eigene Portemonnaie geht? Solche Themen kommen natürlich auch den klassischen Vertretern dieses Berufsstandes, der CVP und der SVP, sehr gelegen. Immerhin, der Wahlkampf 2011 ist ja schon in der Startphase.
Bei allem Verständnis für Grundversorgung und Landschaftspflege kann es aber nicht angehen, dass ein ganzer Industriezweig am Tropf des Bundes hängt und sich in einem freien Markt nicht über Wasser halten kann. Denn eines muss man sich bei allem Patriotismus mal vor Augen halten: die Landwirtschaft - als Teil des Primärsektors - hat eine Bruttowertschöpfung von unter EINEM Prozent... (Agrarbericht 2010). Da darf sich auch der unbedarfte Laie die Frage stellen, warum wir wahre Unsummen in einen solchen Wirtschaftszweig buttern, während sich der grosse Rest des Marktes dem teils kalten Wind der Marktwirtschaft stellen muss. Wem käme es schon in den Sinn, einen Schreiner, Maler, Bäcker oder den Computerhändler um die Ecke zu subventioneren? Finden die ihre Nische nicht oder positionieren sich falsch, sind sie bald weg vom Fenster. Und keiner vergisst eine Träne.
Wie gesagt, dass man seine Interessen wahr nimmt, ist legitim. Allerdings sollten sich die Bauern vielleicht auch mal fragen, wie ihre Verweigerungshaltung bei ihren nicht-bäuerlichen Mitbürgern ankommt. Meiner Meinung halten Herr und Frau Schweizer recht viel von ihrer Landwirtschaft und den heimischen Produkten und sind durchaus bereit, dafür etwas mehr zu bezahlen, wenn die Qualität stimmt und bei der Produktion an die Tiere und die Umwelt gedacht wird. Aber permanenter Druck auf die Tränendrüsen sowie wenig Flexibilität und Anpassungsfähigkeit könnte irgendwann zum Bumerang werden bzw. von Teilen des Volkes nicht mehr goutiert werden.
Denn ob der Agrarfreihandel mit der EU kommt oder nicht: den Kopf in den Sand zu stecken, kann nicht die Lösung sein. Wie in anderen Berufen auch, sollten sich die Bauern ein Beispiel an einigen ihrer innovativen Kollegen nehmen, die sich mit pfiffigen Ideen in Szene setzen, damit Erfolg haben und in Konsequenz auch ein anständiges Einkommen erzielen.

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