Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de aha, so ist das...: Luzerner Posse

Montag, 4. Juni 2012

Luzerner Posse

Definition Wikipedia "Eine Posse ist ein Bühnenstück, das auf Verwechslungen, ulkigen Zufällen und unwahrscheinlichen Übertreibungen aufgebaut ist und durch derbe Komik Lachen erzeugen soll." Nun, liest man die Verlautbarungen zur anstehenden Abstimmung über die Anpassung der Ladenöffnungszeiten im Kanton Luzern, ist mir nicht nach Lachen zumute. Aber Übertreibungen sind reichlich anzutreffen.
Wenn ich das Leuten ausserhalb des Kanton Luzern erzähle, ernte ich ungläublige Blicke. "Was, bei Euch machen alle Läden am Samstag schon um 16:00 dicht? Und vor Feiertagen ist nur bis 17:00 offen?" Ja, Ihr Ungläubigen, so ist das bei uns. Nun gut, was will die Vorlage denn an revolutionären Änderungen? Gerade mal dies: am Samstag eine Stunde mehr, also bis 17:00 die Möglichkeit des Einkaufs. Und an den Vorabenden zu Feiertagen sollen normal Berufstätige die Chance haben,  sich noch Brot, ein Joghurt oder eine Tiefkühl-Pizza zu beschaffen. Dazu sollen die Geschäfte bis 18:30 offen bleiben. Wenn man sich das so ganz nüchtern anschaut, kommt man nicht umhin, folgendes zu denken: das ist alles? Keine komplette Liberalisierung? Eine schlappe Stunde mehr am Samstag?
Nun, die Gewerkschaften und somit die linken Parteien sowie ein erheblicher Teil des Gewerbes schreien Zetter und Mordio ob des Anliegens. Ob man denn gar nicht an die Angestellten denken, die da nun eine Stunde mehr arbeiten müssen? Und überhaupt seien die kleinen Geschäfte dem Untergang geweiht, da sie nicht mit den Grossverteilern mithalten können. Was lässt sich zu den Argumenten sagen?
Die Angestellten: es gibt maximale bzw. vertraglich vereinbarte Arbeitszeiten. Ausserdem ist eine Stunde mehr am Samstag eine Frage der Organisation. Ich erlaube mir das beurteilen zu können, weil mein Arbeitgeber einen Lebensmittelladen in der Stadt Luzern führt. Wäre es am Samstag eine Stunde mehr, stellt man halt den Arbeitsplan etwas um. Damit das noch erwähnt sei: wir hantieren hier mit 200% Fachpersonen, was nicht eben üppig ist. Abgesehen davon: mir ist nicht zu Ohren gekommen, dass in den benachbarten Kantonen die öffentliche Ordnung zusammengebrochen wäre, seit die Ladenöffnungszeiten sich mehr an den Bedürnissen der Kunden orientieren.
Die kleinen Läden: wer sagt denn, dass sich die Kleinen wie die Grossen verhalten müssen? Wenn sich ein kleiner Quartierladen mit Migros oder Coop messen will, hat er ohnehin verloren. Die Nische und mehr Service ermöglichen das Überleben. Unser Laden in einem Quartier macht über Mittag zwei Stunden zu und am Samstag um 13:00 dicht. Warum: in der Zeit läuft kaum was. Sind wir deshalb in der Existenz gefährdet? Nein, sind wir nicht. Was vielen nicht klar zu sein scheint: Öffnungszeiten geben den Maximalrahmen vor und sind keine Verpflichtung. Für wen es also keinen Sinn macht, am Samstag eine Stunde länger offen zu halten, schliesst die Türen halt weiterhin um 16:00 - ein unternehmerischer Entscheid. Also lasst doch die oft und gerne propagierten liberalen Grundsätze spielen und den Unternehmer entscheiden, was für sein Geschäft sinnvoll ist oder nicht. Auf Drama zu machen, halte ich jedenfalls für unsachlich, wenn nicht unseriös.
Darum habe ich mit Überzeugung ein Ja zum neuen Ladenschlussgesetz eingelegt.

1 Kommentar: