Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de aha, so ist das...: 2012

Sonntag, 9. Dezember 2012

Sünde

Dass die katholische Kirche offiziell klar gegen Abtreibung Stellung bezieht, ist ja nicht ganz neu. Sie bezeichnet es sogar als "schwere Sünde". Interessant ist, dass die Bischofskonferenz zur Initiative "Abtreibungsfinanzierung ist Privatsache" nicht klar Stellung beziehen will - es gehe dabei lediglich um die Frage der Finanzierung und nicht um ein grundsätzliches Statement. Ich hätte erwartet, dass sich die frommen Herren klar dafür aussprechen. Zumal die Initianten von "verabscheuenswürdigen Verbrechen" reden - war dem Klerus die Tonart dann doch zu forsch?
Weil wir gerade bei der Moral sind, hier noch ein Statement von Peter Föhn, SVP-Ständerat: "Wenn die Bischöfe Abtreibungen als Sünde taxieren, ist das ein Schritt in die richtige Richtung". Und, jetzt kommt's: "Eine Frau darf sich nicht liederlich einlassen, ein Mann grundsätzlich auch nicht".
Aha, "liederlich" also. Abgesehen davon, dass der Ausdruck aus längst vergangenen Zeiten stammt (in denen Herr Föhn steckengeblieben zu sein scheint). Frei interpretiert heisst das somit, dass jede Frau, die ungewollt schwanger wird, eine Schlampe ist? Ein interessantes Menschenbild des Schwyzer Volksvertreters. Fast noch besser finde ich jedoch den zweiten Teil: "...ein Mann grundsätzlich auch nicht". Grundsätzlich nicht? Das heisst, unter Umständen, wenn der Druck dann gar zu gross wird, darf man(n) dann doch etwas "liederlich" sein? Ich verspüre leichte Übelkeit ob solchen Aussagen. Und mich schaudert, dass solches Gedankengut in der kleinen Kammer unseres Parlamentes in Bern vorhanden ist.

Donnerstag, 8. November 2012

Four more years!

Ich kann es nicht verhehlen: ich bin ungemein erleichtert, dass Obama vier weitere Jahre bleibt. Nicht dass er alles richtig gemacht hätte. Und nein, er kann doch nicht übers Wasser laufen. Damals ist er mit ungemein viel Enthusiasmus und wahrscheinlich etwas Naivität ans Werk gegangen. Beides nichts was man jemandem wirklich vorwerfen möchte. Trotzdem, die Illusion, er sei der Messias, hat sich wohl auch bei den Optimisten zerschlagen. Was bleibt ist ein Politiker, der sich für sein Land wohl nur das Beste wünscht und der im Ausland mehrheitlich als Sympathieträger empfunden wird. Dem Amerikaner, der keinen Job hat oder sein Haus aufgebem musste, ist letzteres wahrscheinlich ziemlich egal. Aber die USA sind nicht mehr unbedingt der Nabel der Welt und insofern ist es schon von einiger Relevanz, wie man das Land ausserhalb der Grenzen wahrnimmt.
Stellen wir uns einfach mal vor, ein äusserst vermögender Windfähnchen-Politiker wie Romney und ein weit rechts aussen politisierender Ryan wären ans Ruder gekommen... Ich mag mir gar nicht vorstellen, in welche Richtung die USA gesteuert wären. Egal, es ist glücklicherweise anders gekommen.
Wenn wir Schweizer das nächste Mal wieder das Privileg geniessen können, wählen und somit mitbestimmen zu können, sollten wir uns an die Bilder erinnern, die wir während der US-Wahlen gesehen haben. Die Menschen stehen teilweise stundenlang an, um ihr Recht ausüben zu können. Was würden diese Leute wohl davon halten, dass sich in der Schweiz weit über die Hälfte nicht für ihr Recht auf Mitbestimmung interessiert?

Samstag, 13. Oktober 2012

Glauben oder nicht glauben, das ist hier die Frage

Kürzlich war auf ARD eine interessante Diskussionsrunde zum Thema Religion zu sehen. Mit dabei eine schweizerische (konvertierte) Muslima, die sich in der Öffentlichkeit komplett verschleiert zeigt. Ich hatte angefangen, Respekt für die Standpunkte der Frau zu erlangen, obwohl mir vieles fremd und nicht nachvollziehbar erschien. Leider wurde der positive Eindruck zum Schluss dann jedoch mit ziemlich unverständlichen Aussagen zum Thema der Rechte von Männern und Frauen zunichte gemacht. Unverständlich darum, weil sie nicht von einer Frau kamen, die in einem Kulturkreis lebt, der Gleichberechtigung nicht eben zuoberst auf der Prioritätenliste hat. Wie kommt bloss eine Schweizerin, die in der Schweiz aufgewachsen ist, zu solchen Ansichten? Aber bilden Sie sich am besten selber eine Meinung.

Dienstag, 25. September 2012

Mit Lebensmitteln zum Arbeitsplatz

Was für ein Nonsense, denken Sie? Wieso mit Lebensmitteln zum Arbeitsplatz? Ich komme gleich darauf zurück.
Der gestrige Eco-Beitrag mit dem Titel "Biodiesel: Idee oder Illusion" hat das Thema bei mir wieder mal an die Oberfläche gespült. Es geht kurz gesagt um ein Schweizer Biodiesel-Projekt, das nicht so recht vom Fleck kommt beziehungsweise bei dem die mögliche Rohstoffquelle immer wieder ändert.
Wer sich mit dem Thema noch nicht befasst hat: Biodiesel wird aus Raps, Soja, Mais oder Zuckerrohr gewonnen. Und jetzt kommen wir zum vermeintlichen Unsinn meiner Aussage: das sind Lebensmittel. Das heisst, wir gewinnen mit Essen einen Teils des Sprits, mit dem wir zum Arbeitsplatz gelangen. Mit Pflanzen, welche in Entwicklungsländern den Menschen bei der Ernährung fehlen. Ein Unding ohnegleichen.
Damit aber nicht genug. Biokraftstoff ist nicht etwa ökologisch, nur weil "Bio" im Namen vorkommt. Es verweist lediglich auf den pflanzlichen Ursprung, im Gegensatz zu Mineralöl. Der vermeintliche Umweltnutzen ist zumindest umstritten. Wer mit dem Treibstoff fährt, sollte sich folgendes vor Augen halten: um Ackerfläche zu bekommen, werden riesige Waldgebiete gerodet. Das wiederum setzt grossen Mengen an CO2 frei. Und, was am Roden von (Regen)Wäldern besonders fatal ist: weniger Pflanzen = weniger Sauerstoff. Denn: durch die Fotosynthese entsteht quasi als Nebenprodukt der lebenswichtige Sauerstoff.
Ich hoffe sehr, dass die verschiedenen Regierungen diesem Unsinn bald ein Ende setzen. Solange Menschen verhungern, dürfen wir nicht zur Arbeit und in die Ferien mit Sprit fahren, der aus Lebensmitteln hergestellt wird - das ist nicht nur unökologisch, sondern schlicht unmoralisch. 

Samstag, 15. September 2012

Eskalation

Angesichts der aktuellen Proteste im arabischen Raum bin ich ein Stück weit fassungslos. Keine Frage, der ziemlich bescheiden produzierte und über YouTube verbreitete Mohammed-Film ist geschmacklos, wenn nicht dämlich - aber zumindest aus westlicher Sicht keine weitere Überlegung wert. Immerhin hat das Filmchen ein verdrehter Typ in den Staaten produziert und nicht die amerikanische Regierung.
Warum also wurde die US-Botschaft in Bengasi gestürmt und der Botschafter sowie drei weitere Angestellte umgebracht? Was den Vorfall besonders unverständlich macht: es waren in erster Linie die Amerikaner, welche Lybien befreit und die Stadt Bengasi vor der Vernichtung bewahrt haben. Offenbar muss die Rettung von Tausenden von Leben angesichts der Dummheit eines Mannes in den Hintergrund treten. Was für ein Hass muss in diesen Menschen lodern, um zu Tausenden zu gewaltsamen Protesten zusammenzukommen und eine Spur der Verwüstung zu hinterlassen? Die Angriffe haben inzwischen auf weitere Ländern wie Ägypten, Jemen usw übergegriffen.
Gerade die amerikanischen Bürger werden sich zu Recht fragen, warum nun ein ganzes Volk von Teilen der muslimischen Gesellschaft zur Verantwortung gezogen wird. Meiner Einschätzung nach ist auch ein Grossteiler der Amerikaner der Meinung, der Streifen sei dumm, überflüssig und verspotte eine andere Religion in einer Weise, die nicht angebracht ist.
Ich verabscheue solche Akte des Hasses und der Intoleranz zu tiefst. Das spielt den radikalen Kräften im arabischen Raum wie auch in den USA geradezu in die Hände. Menschen muslimischen Glaubens fühlen sich beleidigt und ihrem Glauben bestärkt, dass die ganze westliche/christliche Welt gegen sie ist. Während die religiösen Eiferer und Scharfmacher in den USA - und von denen gibt es reichlich viele - Munition erhalten, um die militärischen Einsätze in der Region zu rechtfertigen und weitere Eingriffe für wichtig und nötig zu erklären. Wo das nur alles hinführen mag?
Glaube und Religion können eine wunderbare Kraft sein, um Menschen durch das Leben zu helfen und sie zu stärken. Leider sind sie aber auch immer wieder die Ursache für Hass und Vernichtung. Jeder glaubt die allein selig machende Wahrheit zu kennen und sie bei Bedarf mit Gewalt durchsetzen zu müssen. Und es soll mir jetzt keiner auf die Muslime zeigen. Die Christen haben endlose Feldzüge gegen die muslimischen "Ungläubigen" geführt und alles daran gesetzt, diese zu vernichten.
Wie viel schöner wäre unsere Welt, wären unsere Taten von Toleranz und Respekt geleitet. Es ist zu befürchten, dass dies Wunschdenken bleibt.

Montag, 4. Juni 2012

Luzerner Posse

Definition Wikipedia "Eine Posse ist ein Bühnenstück, das auf Verwechslungen, ulkigen Zufällen und unwahrscheinlichen Übertreibungen aufgebaut ist und durch derbe Komik Lachen erzeugen soll." Nun, liest man die Verlautbarungen zur anstehenden Abstimmung über die Anpassung der Ladenöffnungszeiten im Kanton Luzern, ist mir nicht nach Lachen zumute. Aber Übertreibungen sind reichlich anzutreffen.
Wenn ich das Leuten ausserhalb des Kanton Luzern erzähle, ernte ich ungläublige Blicke. "Was, bei Euch machen alle Läden am Samstag schon um 16:00 dicht? Und vor Feiertagen ist nur bis 17:00 offen?" Ja, Ihr Ungläubigen, so ist das bei uns. Nun gut, was will die Vorlage denn an revolutionären Änderungen? Gerade mal dies: am Samstag eine Stunde mehr, also bis 17:00 die Möglichkeit des Einkaufs. Und an den Vorabenden zu Feiertagen sollen normal Berufstätige die Chance haben,  sich noch Brot, ein Joghurt oder eine Tiefkühl-Pizza zu beschaffen. Dazu sollen die Geschäfte bis 18:30 offen bleiben. Wenn man sich das so ganz nüchtern anschaut, kommt man nicht umhin, folgendes zu denken: das ist alles? Keine komplette Liberalisierung? Eine schlappe Stunde mehr am Samstag?
Nun, die Gewerkschaften und somit die linken Parteien sowie ein erheblicher Teil des Gewerbes schreien Zetter und Mordio ob des Anliegens. Ob man denn gar nicht an die Angestellten denken, die da nun eine Stunde mehr arbeiten müssen? Und überhaupt seien die kleinen Geschäfte dem Untergang geweiht, da sie nicht mit den Grossverteilern mithalten können. Was lässt sich zu den Argumenten sagen?
Die Angestellten: es gibt maximale bzw. vertraglich vereinbarte Arbeitszeiten. Ausserdem ist eine Stunde mehr am Samstag eine Frage der Organisation. Ich erlaube mir das beurteilen zu können, weil mein Arbeitgeber einen Lebensmittelladen in der Stadt Luzern führt. Wäre es am Samstag eine Stunde mehr, stellt man halt den Arbeitsplan etwas um. Damit das noch erwähnt sei: wir hantieren hier mit 200% Fachpersonen, was nicht eben üppig ist. Abgesehen davon: mir ist nicht zu Ohren gekommen, dass in den benachbarten Kantonen die öffentliche Ordnung zusammengebrochen wäre, seit die Ladenöffnungszeiten sich mehr an den Bedürnissen der Kunden orientieren.
Die kleinen Läden: wer sagt denn, dass sich die Kleinen wie die Grossen verhalten müssen? Wenn sich ein kleiner Quartierladen mit Migros oder Coop messen will, hat er ohnehin verloren. Die Nische und mehr Service ermöglichen das Überleben. Unser Laden in einem Quartier macht über Mittag zwei Stunden zu und am Samstag um 13:00 dicht. Warum: in der Zeit läuft kaum was. Sind wir deshalb in der Existenz gefährdet? Nein, sind wir nicht. Was vielen nicht klar zu sein scheint: Öffnungszeiten geben den Maximalrahmen vor und sind keine Verpflichtung. Für wen es also keinen Sinn macht, am Samstag eine Stunde länger offen zu halten, schliesst die Türen halt weiterhin um 16:00 - ein unternehmerischer Entscheid. Also lasst doch die oft und gerne propagierten liberalen Grundsätze spielen und den Unternehmer entscheiden, was für sein Geschäft sinnvoll ist oder nicht. Auf Drama zu machen, halte ich jedenfalls für unsachlich, wenn nicht unseriös.
Darum habe ich mit Überzeugung ein Ja zum neuen Ladenschlussgesetz eingelegt.

Mittwoch, 11. April 2012

Spitze Feder

Schon erstaunlich, wie viel Wind ein paar Worte eines durchaus geachteten Nobelpreisträgers machen können. Jeder mehr oder weniger wichtige Politiker und Kunstsachverständige fühlt sich verpflichtet, sich zum "Gedicht" von Günter Grass zu äussern. Aber was er denn nun gesagt, der heute als Buhmann gilt?
In der gerafften Fassung eigentlich dies: man macht (an sich völlig zu Recht) enormen Druck auf den Iran, der im Verdacht steht, an einer Atombombe zu basteln. Gleichzeitig ist Intimfeind Israel - unbestrittenermassen - seit langem eine Atommacht und rasselt auch bei mancher Gelegenheit laut und deutlich mit dem Säbel. Was Grass nun - abgesehen von vorgängig erwähnter Tatsache - aufregt, ist, dass sein Heimatland Deutschland den Israelis U-Boote verkauft, mit denen auch nukleare Geschosse abgefeuert werden können. Da darf man durchaus von einer seltsamen Doppelmoral sprechen. Gleiches gilt selbstverständlich auch für die Amerikaner - selber die grösste Nuklearmacht der Welt - die an vorderster Front gegen allfällige (nicht bewiesene) Anstrengungen des Iran vorgehen. Selbstverständlich kann niemand wollen, dass der irre Typ im Iran solche Waffen in die Hand bekommt, aber trotzdem. Mir fällt dabei die Sache mit dem Glashaus ein...
Wahrhaft überraschend und verwirrend ist indes die Reaktion aus dem Staate Israel. Von Antisemitismus ist die Rede, dass Grass mal eine Naziunform getragen hat, wird zum Gesprächsthema. Höhepunkt der Peinlichkeit ist jedoch zweifellos, dass man Grass zur "Persona non grata" (unerwünschten Person) erklärt und ihm die Einreise nach Israel verwehren würde. Dazu bleibt eigentlich nur das zu sagen, was in einer israelischen Zeitung zu lesen war: Nur ein schwaches Land, das sich nicht sicher ist, rechtens zu handeln, und das die Kritik fürchtet, verliert alle Proportionen und straft seine Kritiker ab. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Freitag, 10. Februar 2012

Niedergang der Kultur

Der Niedergang der Bücherkultur und das Aussterben des Buchhandels kommen auf uns zu, glaubt man den Aussagen verschiedener Partei- und Interessenvertreter zur anstehenden Abstimmung, bei der es um die Wiedereinführung der Buchpreisbindung geht.
Wer halbwegs liberales Gedankengut pflegt, dem müssen sich ob mancher Aussagen die Nackenhaare sträuben. Seitens SP werden die Gegner der Vorlage als "Markt-Fetischsten" bezeichnet. Nun gut, die SP will ja bekanntlich auch den Kapitalismus abschaffen. Wenn sich jedoch ein Liberaler wie FDP-Nationalrat Feller für fixe Buchpreise mit einem markigen "Diktatur des Beststellers" stark macht, habe ich schon meine Bedenken. CVP-Nationalrat de Buman findet, man "verschaffe der Buchbranche lediglich die Möglichkeit, nach eigenen Richtlinien zu funktionieren." Lieber Herr Nationalrat, eine schöne Umschreibung für ein Kartell - so nennt man es nämlich, wenn eine Branche die Preise abspricht und den Wettbewerb verhindert. Ein Gewerkschaftsvertreter versteigt sich gar zur Behauptung, dass ohne die Buchpreisbindung ein Viertel der Arbeitsplätze im Buchhandel bedroht sei. Randbemerkung: die Buchpreisbindung wurde in der Schweiz bereits 2007 per Gerichtsentscheid aufgehoben. Ich habe da jetzt keine Fakten und könnte mir schon vorstellen, dass das zu einer punktuellen Bereinigung in der Branche geführt hat - aber jetzt nach bald fünf Jahren soll es 25 Prozent der Jobs gefährden? Ich wage mich jetzt mal aufs Eis und behaupte, das sei eher etwas weit hergeholt.
Ganz entzückend finde ich die Naivität (oder Unverfrorenheit?), mit der manche Supporter der Wiedereinführung behaupten, der ausländische Internethandel sei von der Buchpreisbindung selbstverständlich nicht ausgenommen. Ich lach mich weg: die Schweiz will Amazon und Co. vorschreiben, zu welchem Preis sie Kunden in der Schweiz beliefern dürfen und unser Zoll kontrolliert das auch noch? Ja klar, und Kühe können fliegen. Ich sehe das exakt so, wie es von den Gegner der Buchpreisbindung angekündigt wird: nach einer allfälligen Wiedereinführung werden die ausländischen Internethändler und die Buchdiscounter nahe der Grenze begeistert in die Hände klatschen und mit Freude hiesige Kunden mit den Beststellern versorgen. Denn eines muss man sich mal vor Augen halten: es kann sich auch heute - ohne Buchpreisbindung - durchaus lohnen, ein etwas teureres Buch oder zwei und mehr Produkte z.B. über Amazon zu kaufen. Was ich für meinen Teil seit 2007 fast nie mehr gemacht habe, da die Quelle meiner Wahl (Ex Libris) preislich eigentlich recht konkurrenzfähig ist und ich das Geld lieber in der Schweiz lasse. Wenn der Preisunterschied wieder grösser wird, werde ich mir recht genau überlegen, wohin mein sauer verdientes Geld fliesst. Und das hat wohlgemerkt nichts mit fehlender Solidarität gegenüber einheimischen Unternehmen zu tun. Dies unterstütze ich gerne und oft, solange das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt. Aber ein Buch ist nun mal ein Buch und wenn ich keine Beratung will, zahle ich nicht einen Drittel oder die Hälfte mehr für die gleiche Ware.
Wie man aus diesem Post leicht herauslesen kann, bin ich ein vehementer Gegner der Buchpreisbindung. Und zwar aus einem recht trivialen Grund: ich fühle mich als Durchschnitts-Buchkonsument nicht so ganz ernst genommen. Ja, ich kaufe mir primär die Beststeller und interessiere mich keinen Deut für irgendwelche künstlerisch wertvolle Nischenliteratur (nein, ich schaue auch keine Studiofilme sondern lieber Blockbuster). Dem Erfolg der Grossen in der Buchbranche nach zu urteilen - z.B. Ex Libris, Amazon - stehe ich da auch nicht ganz quer in der Landschaft, sondern verhalte mich wahrscheinlich wie der weitaus grösste Teil der Konsumenten. Ergo trifft es mich und sehr viele andere BuchleserInnen ganz direkt im Portemonnaie, wenn die Populärliteratur, die wir nun mal gerne lesen, teurer wird. Nicht nur das: mich ärgert, dass ein Grossteil der Kundschaft mehr Geld ausgeben muss, um einem weitaus kleineren Teil der Kunden einen günstigeren Zugang zu Büchern zu verschaffen, die es nicht auf die offenbar verpönte Beststeller-Liste schaffen. Die Verlage und Buchhändler können ihre Produkte ja nach Belieben quersubventionieren, aber bitte nicht mit meinem Geld.
Von meiner Seite gibt's am 11. März jedenfalls ein glasklares "Nein" in die Urne.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Die Botschaft hör ich wohl...

Allein mir fehlt der Glaube. Was schon in Goethe's Faust zu lesen war, ging mir auch durch den Kopf, als vom "Fiskalpakt" anlässlich des EU-Gipfels zu lesen war. So haben sich Euro-Länder plus weitere EU-Länder in einem Vertrag dazu verpflichtet, eine Schuldenbremse einzuführen, um das aus-dem-Ruder-laufen der Staatsbudgets einzudämmen. Länder die doch Defizite einfahren, sollten schneller bestraft und mit Bussen belegt werden können. Soweit so gut - die Schuldenbremse hat sich in der Schweiz ja ausgezeichnet bewährt.
Nur: was ist ein Vertrag wert, der - so ist zu befürchten - de facto dann wohl doch nicht vollzogen wird? Man erinnert sich, dass die Euro-Staaten bereits mit dem ursprünglichen Vertrag dazu verpflichtet wurden, ein definiertes Mass an Schulden nicht zu überschreiten. Als es dann aber doch soweit kam, haben sich die meisten Länder um den Gesetzestext foutiert. Wer hätte zum Beispiel auch eine Busse gegen den grössten Geldgeber Deutschland durchsetzen wollen? Man sägt ja nicht am Ast... Sie wissen, was ich meine. Oder sollte Griechenland gebüsst werden? Würde man schon können, aber da man am anderen Ende endlos Geld in das Land pumpt, wäre das wohl eher sinnfrei.
Man darf also durchaus gespannt sein, ob der neue Vertrag das Papier wert ist, auf dem er geschrieben wurde. Zu wünschen wäre es der EU, damit sie aus dem aktuellen Sumpf herauskommt. Denn - und das sollten wir uns hier in der Schweiz immer vor Augen halten - wenn die EU hustet, haben auch wir eine Erkältung.
In der NZZ war zu dem Thema ein interessanter Artikel zu lesen.